Kinderbetreuung / Nanny München - High-Need-Kinder – nur eine Modeerscheinung?

High-Need-Kinder – nur eine Modeerscheinung?

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Seit eini­ger Zeit liest man in Maga­zi­nen, auf Blogs und Por­ta­len von einem bestimm­ten Typus Kind: Den High-Need-Kin­dern. Der Begriff ist dabei tat­säch­lich als Pro­gramm zu ver­ste­hen. Er ist der Ver­such, Ver­hal­tens­wei­sen von Babys zu bün­deln, die beson­ders for­dernd sind und die ganz spe­zi­el­le Bedürf­nis­se haben. Und die ihre Eltern immer wie­der an ihre Gren­zen füh­ren.

Geprägt wur­de der Begriff vom ame­ri­ka­ni­schen Kin­der­me­di­zi­ner Dr. Wil­liam Sears. Gemein­sam mit sei­ner Frau, einer Still­be­ra­te­rin und Kran­ken­pfle­ge­rin, hat­te er in den 1980er Jah­ren mit „Attach­ment Paren­ting“ bereits einen wei­te­ren Schlag­wort­be­griff moder­ner Erzie­hung ent­schei­dend mit­be­stimmt. Die zwölf Punk­te, mit denen er die beson­de­ren Bedürf­nis­se von High-Need-Kin­dern zusam­men­fasst, stam­men auf sei­ner eige­nen Erfah­rung. Bei einem sei­ner acht Kin­der bemerk­te Sears näm­lich Unter­schie­de zu den Geschwis­tern.

Sei­ne Schluss­fol­ge­rung: Es gibt Kin­der, die sich anders ver­hal­ten als „nor­ma­le“, „ein­fa­che“ Kin­der. Sie schrei­en mehr, brau­chen unbe­ding­te Nähe, wol­len nur getra­gen und stän­dig gefüt­tert wer­den. Sie sind extrem for­dernd und auf­merk­sam­keits­in­ten­siv und wir­ken dabei doch stets unzu­frie­den und unbe­re­chen­bar. Damit füh­ren sie ihre Eltern und Fami­li­en nicht sel­ten an den Rand der Belast­bar­keit. Denn: High-Need-Kin­der sind stän­dig „ange­schal­tet“, für sie gibt es kei­ne Pau­se, weder am Tag noch in der Nacht.

Das Pro­blem an Sears Theo­rie ist nur eben, dass es eine Theo­rie ist. Wis­sen­schaft­li­che Bewei­se für die Exis­tenz von Babys mit beson­de­ren Cha­rak­ter­ei­gen­schaf­ten gibt es nicht. Es bleibt den Eltern über­las­sen ein­zu­schät­zen, ob in ihrem Fall nun tat­säch­lich die Defi­ni­ti­on High Need zutrifft. Oder ob es sich nicht ein­fach um die ganz gewöhn­li­chen Belas­tun­gen han­delt, die der All­tag mit einem Säug­ling eben mit sich bringt. Anders her­um for­mu­liert: Der Begriff High Need ist per­fekt dazu geeig­net, alle Unsi­cher­hei­ten jun­ger Eltern mit einem schwam­mi­gen Über­be­griff vom Tisch zu wischen.

Dass sich daher auch kri­ti­sche Stim­men Gehör ver­schaf­fen, ist nicht wei­ter ver­wun­der­lich. Vom „Mode­be­griff“ wird gespro­chen und geschrie­ben, der mehr Unsi­cher­heit als Klar­heit ver­mitt­le. Von den Müt­tern und Vätern, die es sich all­zu leicht mach­ten und qua­si in Selbst­dia­gno­se ein Urteil über ihr Kind fäll­ten. Vom „Stem­pel“, den man sei­nem Kind damit auf­drü­cke, ganz nach dem Mot­to: „Mein Kind ist nicht nor­mal.“

Den­noch ver­si­chern betrof­fe­ne Eltern, dass High-Need-Kin­der anders „ticken“ und dass die Belas­tun­gen, die die­se Babys mit sich brin­gen, weit­aus inten­si­ver sind als alles ande­re. Immer wie­der liest man sogar von Heb­am­men, die direkt nach der Geburt erken­nen könn­ten, dass die­ses eine Baby, das beson­ders for­dernd schreit, ein sol­ches High-Need-Kind sei.

High Need als rei­nen Mode­be­griff abzu­tun, wäre viel zu kurz gegrif­fen. Aber man soll­te sich im Kla­ren sein, dass man sol­che Defi­ni­tio­nen auch nicht vor­schnell und mit der Gieß­kan­ne bei der Hand haben soll­te. Sorg­fäl­ti­ges Abwä­gen ist also ange­sagt – und die Erkennt­nis, dass man als betrof­fe­ne Eltern nicht zögern soll­te, sich Hil­fe zu holen.

Einen Über­blick über die zwölf von Wil­liam Sears defi­nier­ten Eigen­schaf­ten von High-Need-Kin­dern bie­tet die­ser Arti­kel. (LINK http://www.eltern.de/high-need-babys-was-ist-das)

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen fin­den sich auf der Web­site von Dr. Sears selbst – dort gibt es auch „Tipps zum Über­le­ben für Eltern von High-Need-Kin­dern.“ (LINK https://www.askdrsears.com/topics/health-concerns/fussy-baby/high-need-baby/parent-parent-20-survival-tips-parents-high-need-children)

Wie wich­tig auch bedürf­nis­ori­en­tier­te Erzie­hung ist, fin­den Sie in die­sem Arti­kel unse­rer Nan­ny-Age­nutur für Mün­chen und Umland.