Tobias Dreilich über bezahlbare Kinderbetreuung, Männer als Betreuer und wie er selbst den Spagat zwischen Selbständigkeit und Vaterschaft meistert – LOB Magazin

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Interview über Männer in Erziehungsberufen und Agentur für Kinderbetreuung in München

Herr Dreilich, Sie haben Kids Concept 2009, eine Agentur die Kinderbetreuung in und um München vermittelt, übernommen und das Konzept grundlegend überarbeitet. Warum?

Ich war schon vor Kids Concept mit „Betreuung bei besonderen Bedürfnissen“ selbständig und als Kinderpfleger in Privathaushalten tätig. Also genau in dem Tätigkeitsfeld, das wir jetzt vermitteln. Ich habe damals gesehen, wie schwierig es ist, gutes Personal zu bekommen. Und genau das war auch die Herausforderung, vor der ich bei der Übernahme 2009 stand: Gutes Personal finden. Mittlerweile haben wir ein sehr gutes Gespür dafür, ob eine Dame ehrlich, zuverlässig und wirklich mit ganzen Herzen den Job ausüben möchte oder eben nur einen Job sucht. Durch ein ca. 30 minütiges Bewerbungsgespräch erhält man viele Eindrücke, die man über das Telefon niemals bekommen würde. Wir können auch Zwischenfragen stellen. Ganz anders als bei einem Multiple Choice Fragebogen, den unsere Bewerberinnen zusätzlich noch ausfüllen müssen. Auch für die Kunden hat sich seit 2009 vieles verändert. Die Kunden haben bei uns innerhalb eines Jahres die Garantie auf eine Neuvermittlung einer Kinderfrau, sollte die vermittelte Betreuerin aufgrund von Krankheit ausfallen oder man aus anderen Gründen nicht mehr zusammenarbeiten will. Diese Option ist sehr wichtig, denn man kann nie voraussehen, ob es nicht doch irgendwann mal zu Unstimmigkeiten kommt. Zudem werden den Kunden Probearbeitstage eingeräumt und jede Familie kann sich Zeit lassen, die Betreuerinnen nochmals auf Herz und Nieren zu testen. Denn auch auf Kundenseite muss die Chemie und das Bauchgefühl stimmen. Immerhin vertraut man der Betreuerin das Wichtigste an – das eigene Kind.

Hatte die Übernahme von Kids Concept auch damit zu tun, dass Sie selbst Beruf und Familie besser vereinbaren wollten?

Natürlich. Als Kinderpfleger in einem Privathaushalt bleibt nur wenig Zeit für das eigene Kind. Aber ich habe auch gesehen, wie andere mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie hadern. Wie schwierig es für sie ist, eine qualifizierte Betreuung für das Kind oder die Kinder zu finden. Das war mir schon lange ein Dorn im Auge! Aus meiner vorherigen selbständigen Tätigkeit wusste ich, worauf es bei der Vermittlung von Betreuungspersonal ankommt. Wo Klärungsbedarf besteht.

Haben Sie dadurch, dass Sie selbst „betroffen“ sind, ein besseres Verständnis für die Bedürfnisse berufstätiger Mütter und Väter, wenn es um die Betreuung der Kinder geht?

Oh ja! Wahrscheinlich ist es uns bei Kids Concept auch deshalb so wichtig, alle Betreuerinnen und Betreuer selbst kennenzulernen. Nur so können wir absehen, welche Bewerberin zu einer Familie passt. Diese kann dann auch mal spontane Termine wahrnehmen, wenn ein Kind krank wird oder die Eltern einfach nur mal gemeinsam Abendessen gehen wollen.

Sie sprechen hauptsächlich von Betreuerinnen. Gibt es denn keine Betreuer?

Tatsächlich ist die Zahl der männlichen Betreuungspersonen verschwindend gering.

Woran liegt das?

Meiner Meinung nach liegt das hauptsächlich daran, dass der Beruf nicht wirklich anerkannt ist. Kinder sind angeblich unser größtes Potential, aber die, die sich um unsere Kinder und damit unsere Zukunft kümmern, werden nicht anerkannt. Das gepaart mit der schlechten Bezahlung und geringen Karrierechancen hält viele Männer einfach davon ab, diesen Beruf zu ergreifen.

Zurück zu Ihnen. Wie viel Zeit haben Sie neben Ihrer Selbständigkeit für Ihr Kind?

Leider nur sehr wenig. Unsere Kleine ist tagsüber bei einer Tagesmutter und abends bleibt nur wenig Zeit für Papa und Tochter. Dafür ist das gesamte Wochenende für meine Familie reserviert und die Schulferien, in denen Kids Concept immer geschlossen bleibt.

Haben Sie Elternzeit genommen?

Meine Frau hat damals zwölf Monate Elternzeit in Anspruch genommen und ich zwei. Als Angestellter und Selbständiger darf man während der Elternzeit bis zu 30 Stunden wöchentlich arbeiten. Und genau so habe ich es dann auch die Elternzeit gemacht. Als Selbständiger habe ich allerdings auch den Vorteil, dass ich mir meine Arbeitszeiten frei einteilen kann, beziehungsweise, sie am Kind ausrichten kann.

Warum sind Sie in Elternzeit gegangen?

Ich wollte so viel Zeit wie möglich mit meiner Tochter verbringen. Als ausgebildeter Kinder- und Heilerziehungspfleger weiß ich, wie wichtig moderne männliche Rollenvorbilder und Bezugspersonen für die Entwicklung von Kindern sind. Ein männlicher Betreuer setzt ganz andere Prioritäten in der Erziehung. Einigen Kindern fehlt der eigene Vater, gerade Jungs suchen oft einen männlichen Ansprechpartner. Auch zur Orientierung. Es gibt aber auch Mädchen, die einen männlichen Betreuer bevorzugen, weil sie nicht nur mit Puppen spielen oder basteln wollen.

Waren Sie während der Elternzeit ganz Zuhause?

Ja. Aber auch jetzt bin ich meistens Zuhause, denn wir haben das Büro im Haus. Das hat Vor- und Nachteile. So kann ich auch außerhalb der Öffnungszeiten schnell mal den AB abhören und agieren, wenn es um dringende Betreuungsanfrage geht. Genau so schnell bin ich aber auch wieder bei Frau und Kind. Der Nachteil: Ich war oft von 7:00 bis 23:00 Uhr im Büro. Aber das war nur in der ersten Zeit. Mittlerweile haben wir feste Zeiten, die auch eingehalten werden, damit das Privatleben nicht darunter leidet.

Wie reagiert Ihr Umfeld darauf, dass Sie sich so engagiert um das Kind kümmern? Eltern? Freunde? Kollegen?

Die fanden das alle sehr gut! Da gab es keinerlei Beanstandungen oder Diskussionen!

Sie kennen doch die Vorwerk-Werbung mit der „Familienmanagerin“, mit all ihren Fähigkeiten. Haben Sie während der Elternzeit etwas gelernt, was Sie sonst nicht gelernt hätten?

Oh ja! Ich habe gesehen, wie schwierig doch der Job der Hausfrau und Mutter ist. Viele unterschätzen das noch immer oder nehmen es einfach nicht ernst.

Welche Familienkompetenzen haben Sie erworben, die Ihnen auch im Job zugute kommen?

Man wird mit der Zeit ein richtiges Organisationstalent, plant seine Zeit besser ein. Jeder Schritt muss überlegt sein. Ich denke, die Kompetenzen habe ich alle schon vorab erworben. aber es geht hierbei natürlich viel um Zuverlässigkeit, Flexibilität, Durchsetzungsvermögen aber auch Verantwortungsbewusstsein, um hier nur einige Punkte zu nennen.

Wie sieht bei Ihnen Zuhause die Arbeitsteilung aus? Welche Aufgaben haben Sie im Haushalt? Welche Ihre Frau? Wer putzt? Kocht? Kauft ein?

Das verhält sich bei uns so 50:50! Meist erledigen wir den Grundputz am Wochenende oder abends, wenn unsere Tochter im Bett ist. Fürs Kochen unter der Woche bin meistens ich zuständig. Meine Frau arbeitet nachts. Das heißt, sie geht um 20 Uhr aus dem Haus und kommt erst um 7 Uhr morgens wieder. Sie ist es dann auch, die das Einkaufen erledigt, da ich tagsüber im Büro bin.

Was raten Sie anderen Vätern im Bezug auf die Elternzeit?

Das muss jeder für sich entschieden. Dafür gibt es kein Patentrezept! Manche können die Elternzeit gar nicht genießen, weil sie immer daran denken, ob ihr Job dadurch gefährdet ist oder nicht. Aber grundsätzlich rate ich natürlich allen Vätern, die Zeit mit ihren Kindern zu genießen. Gerade in den ersten Lebensjahren ist die Beziehung sehr wichtig! So etwas kann leider nicht nachgeholt werden. Zudem unterstützt man ja nicht nur seine Frau und kann ihr dadurch auch mal Frei-Zeiten einräumen, sondern ist auch ganz nah bei seinen Kindern! Diese Zeit mit Kind(ern) ist einfach unbezahlbar und sehr wertvoll! Natürlich bieten sich auch viele andere Gelegenheiten am Wochenende mit dem Kind zu verbringen, aber das ist etwas anderes.

Es wird immer wieder viel darüber diskutiert, ab wann Kinder/ Säuglinge in die Obhut einer Betreuerin gegeben werden sollten. Wie stehen Sie dazu?

Ich denke, dass die Mutter die ersten Monate auf jeden Fall bei ihrem Kind bleiben sollte. Wir haben Kunden, die ihr Kind bereits einige Wochen nach der Geburt einer liebevollen Kinderfrau mit Säuglingserfahrung anvertrauen, aber ich persönlich rate davon ab. Gerade die ersten Monate sind für die Mutter-Kind Beziehung sehr wichtig. Ich empfehle in solchen Fällen immer eine gute Vorbereitung. Das heißt, das Kind langsam an die neue Situation gewöhnen und nicht zu lange Betreuungszeiten vereinbaren. Wenn möglich. In unserem Blog auf der Internetseite von Kids Concept haben wir zu diesem Thema viele interessante Artikel.

Dann müsste es aus Ihrer Sicht doch optimal sein, wenn auch Väter in Elternzeit gingen. Das Kind wäre dann lange von den eigenen Eltern betreut.

Stimmt. Wobei generell nichts dagegen spricht, ein Kind unter 3 Jahren für den halben Tag in eine Kita oder zu einer Tagesmutter zu geben. Vorausgesetzt, die Kita ist gut und man hat Vertrauen in die Erzieher/ zur Tagesmutter. Die Kids spielen mit Gleichaltrigen, Essen in der Gruppe, machen Ausflüge auf den Spielplatz, basteln, singen, tanzen. Außerdem ist es eine gute Vorbereitung auf den Kindergarten. Denn da geht es dann meistens schon etwas „rauer“ zu.

Jetzt ist es nicht gerade billig, Kinder betreuen zu lassen. Schon gar nicht in den eigenen vier Wänden.

Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, unsere Vermittlungsleistungen bezahlbar anzubieten. Auch beim Stundenlohn haben wir Betreuerinnen, die Kinderbetreuung trotz hervorragender Ausbildung als Kinderpflegerin oder Erzieherin bezahlbar anbieten. Die Kunden füllen im Auftragsfragebogen von Kids Concept einfach aus, was sie stündlich bezahlen können. Wir gleichen das dann mit unseren Betreuerinnen aus dem Bewerberpool ab und bringen Familien und Kinderfrauen preislich zusammen.

http://www.lob-magazin.de/magazin/ich/rolemodels/575-tobias-dreilich.html

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