Kinderbetreuung / Nanny München - Attachment Parenting: Bedürfnisorientiert erziehen

Attachment Parenting: Bedürfnisorientiert erziehen

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Attach­ment Paren­ting – die bedürf­nis­ori­en­tier­te Erzie­hung – ist in aller Mun­de. Denn die Grund­la­gen die­ses Erzie­hungs­stils lie­gen voll im Trend der Zeit, womög­lich gera­de weil sie sich auf etwas zurück­be­sin­nen, das ganz natür­lich und intui­tiv ist: Sei­nem Kind Nähe, Wär­me und Gebor­gen­heit zu geben und ihm damit zu ver­mit­teln: Ich bin immer für dich da. Wir haben uns ein­mal ange­se­hen, was hin­ter dem Begriff steckt und wie­so sich dar­an manch­mal die Geis­ter so sehr schei­den.

Körperkontakt als oberste Maxime

Geprägt wur­de der Begriff Attach­ment Paren­ting vom ame­ri­ka­ni­schen Kin­der­arzt Wil­liam Sears, der sich auch ein­ge­hend mit dem Phä­no­men von High-Need-Kin­dern aus­ein­an­der gesetzt hat. Zu den Maxi­men einer bedürf­nis­ori­en­tier­ten Erzie­hung gehört dem­nach vor allem ein aus­ge­präg­ter Kör­per­kon­takt: Tra­gen, Stil­len, auch das soge­nann­te Fami­li­en­bett, bei dem die Kin­der im Bett der Eltern schla­fen, sind dabei essen­zi­el­le Säu­len.

Dis­kus­sio­nen über Attach­ment Paren­ting gibt es seit lan­gem, meist ent­zün­den sie sich dar­an, dass sich die stren­ge Aus­le­gung die­ses Erzie­hungs­kon­zep­tes an eini­gen gän­gi­gen Gepflo­gen­hei­ten der west­li­chen Fami­li­en­welt reibt. Kin­der im eige­nen Zim­mer schla­fen zu las­sen und eben nicht gemein­sam in einem Bett mit den Eltern, wäre ein sol­cher Punkt. Oder der Kin­der­wa­gen, der vie­len Müt­tern und Vätern als das vor­nehm­li­che Trans­port­mit­tel für Babys gilt – und eben nicht das Tra­ge­tuch. Die Milch aus der Fla­sche zu geben statt mög­lichst lan­ge und auch über das ers­te Lebens­jahr hin­aus zu stil­len.

Wenn der Perfektionsdruck zur Belastung wird

Auf der ande­ren Sei­te gibt es eine Rei­he von Eltern, die sich extrem unter Druck gesetzt füh­len von dem Gedan­ken, immer und über­all für ihre Kin­der da sein zu müs­sen. Denn wenn der ver­meint­lich gute und natür­li­che Erzie­hungs­stil dazu führt, dass Eltern aus­bren­nen, weil sie sich zu sehr ver­aus­ga­ben, oder mei­nen es zu müs­sen, dann läuft etwas gehö­rig schief.

Das Resul­tat sind regel­rech­te erzie­he­ri­sche Gra­ben­kämp­fe, bei denen die einen den ande­ren vor­wer­fen, nicht an ihre Kin­der zu den­ken, wäh­rend die­se umge­kehrt vehe­ment das Recht auf ein eige­nes elter­li­ches Leben for­dern. Denn wie alle The­men rund um Erzie­hung und Betreu­ung ist natür­lich auch das Attach­ment Paren­ting und des­sen Aus­le­gung ein sehr sub­jek­ti­ves und indi­vi­du­el­les The­ma.

Die digitale Informationsflut – Segen und Fluch zugleich

Jede Fami­lie hat ihre eige­nen Anfor­de­run­gen und Her­aus­for­de­run­gen. In der digi­ta­len Welt mit ihrer Flut an Infor­ma­tio­nen und Rat­schlä­gen ist es nicht ein­fach, die Optio­nen her­aus­zu­fil­tern, die für die eige­ne Fami­lie pas­sen. Ver­glei­che mit ande­ren sind an der Tages­ord­nung, und sei es auch nur unbe­wusst. Dabei kann es leicht pas­sie­ren, dass man sich unter Druck setzt. Denn was bei ande­ren gut klappt und sich auf einer Web­site oder einem Blog immer so ein­fach anhört, mag im All­tag viel­leicht ganz im Gegen­teil über­for­dern – eben weil es bei einem selbst dann doch nicht funk­tio­niert.

Die sieben Säulen von Attachment Parenting

Dabei sind die 7 „Baby‑B’s“, die Sears defi­niert hat, in ihren Grund­la­gen erst ein­mal frei von jeg­li­chem Dog­ma:

  • Auf­nah­me des Kör­per- und Augen­kon­takts zwi­schen Mut­ter und Kind sofort nach der Geburt
  • Bedarfs­ori­en­tier­tes Stil­len statt Fla­schen­er­näh­rung
  • Mög­lichst häu­fi­ges Tra­gen des Kin­des („Baby­wea­ring“)
  • Gemein­sa­mes Schla­fen („Co-Slee­ping“)
  • Beach­tung der Signa­le des Kin­des, um jedem Schrei­en zuvor­zu­kom­men
  • Ver­zicht auf Schlaf­trai­ning (bei­spiels­wei­se nach dem umstrit­te­nen Buch „Jedes Kind kann schla­fen ler­nen“)
  • Balan­ce der Bedürf­nis­se von Kind und Mut­ter wah­ren

Betrach­tet man die­se Punk­te nur für sich, wür­de man ver­mut­lich direkt zustim­men: So mache ich es doch ohne­hin. Ver­mut­lich ist das auch genau die rich­ti­ge Her­an­ge­hens­wei­se – das Bauch­ge­fühl zulas­sen. Müt­ter und Väter wer­den wir nicht erst seit ges­tern. Die bio­lo­gi­schen Struk­tu­ren, die uns immer noch beglei­ten, sind seit Jahr­tau­sen­den ange­legt.

Link-Tipps und weitere Informationen

Einen sehr fun­dier­ten und objek­ti­ven Blick auf das The­ma bie­ten Blogs und Web­sei­ten mit päd­ago­gi­schem Hin­ter­grund wie der Blog Gebor­gen wach­sen oder die Sei­te der Autorin und Jour­na­lis­tin Nora Imlau, die auch ein Buch zum The­ma Attach­ment Paren­ting geschrie­ben hat („Das Geheim­nis zufrie­de­ner Babys“ ) https://geborgen-wachsen.de — www.nora-imlau.de

Grund­sätz­lich fin­den wir: Was man von Kon­zep­ten wie dem Attach­ment Paren­ting für sich und sei­ne Fami­lie mit­nimmt und umsetzt, soll­te ein­fach jeder selbst ent­schei­den. Und natür­lich darf man das Gan­ze auch durch­aus kri­tisch hin­ter­fra­gen. Denn, Hand aufs Herz: Auch in vor­di­gi­ta­len Zei­ten hät­te man nicht jeden Rat­schlag der Mut­ter, Schwie­ger­mut­ter oder Tan­te zu Erzie­hungs­the­men ange­nom­men. Ein gutes Bauch­ge­fühl hilft allen – den Eltern wie auch den Kin­dern. Bauch­schmer­zen eher weni­ger.