Das mag ich nicht! Ideen für kritische Esser

Apfel mit Gesicht

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Es ist die klas­si­sche Situa­ti­on am Ess­tisch, die vie­le Eltern regel­mä­ßig ver­zwei­feln lässt: Man hat toll und kind­ge­recht gekocht, schließ­lich ist eine aus­ge­wo­ge­ne Ernäh­rung gera­de für die Klei­nen unheim­lich wich­tig. Viel­leicht hat man sogar den Tel­ler lie­be­voll her­ge­rich­tet. Und dann sitzt das Kind vor dem Essen und ver­zieht das Gesicht und sagt: Bäh. Mag ich nicht. Da wird gepickt und gesto­chert und böse geguckt. Und das Gemü­se bleibt natür­lich als ers­tes auf der Stre­cke. Man­che Kin­der essen wochen­lang nur das Glei­che — „Nudeln mit ohne Soße“ ist der Hit und bit­te kein Fit­zel Grü­nes darf dabei sein. Da kann man als Eltern schon mal ver­zwei­feln. Denn natür­lich wol­len wir alle das Bes­te für unse­re Kin­der und gesun­de Ernäh­rung ist dabei natür­lich ein ganz essen­zi­el­ler Grund­pfei­ler.

Kinder nehmen sich, was sie brauchen

Die gute Nach­richt ist: Wir kön­nen uns ent­span­nen. Kein Kind wird am voll gedeck­ten Tisch ver­hun­gern, dar­auf wei­sen Kin­der­ärz­te und Ernäh­rungs­wis­sen­schaft­ler immer wie­der hin. Wich­tig ist, dass man den Kin­dern ein­fach immer wie­der bestimm­te Lebens­mit­tel anbie­tet. Auch Din­ge, die sie noch nicht ken­nen. Kin­der müs­sen bis zu sie­ben Mal – man­che Exper­ten mei­nen, sogar noch öfter – in Kon­takt mit einem Nah­rungs­mit­tel kom­men, bevor sie es akzep­tie­ren. Unter Klein­kin­dern gibt es sogar einen Begriff für die plötz­li­che Ver­wei­ge­rung bestimm­ter Nah­rungs­mit­tel: die Neo­pho­bie. Exper­ten ver­mu­ten, dass die Skep­sis gegen­über unbe­kann­tem Essen gene­tisch bedingt ist. In frü­he­ren Zei­ten war es eben über­le­bens­wich­tig, dass man alles erst ein­mal sorg­fäl­tig prüf­te, bevor man es aß, denn es könn­te ja auch gif­tig sein.

Das genetische Programm macht Hunger auf Süßes

Gene­tisch bedingt ist auch die Vor­lie­be von Babys und Klein­kin­dern für Süßes. Denn Mut­ter­milch schmeckt süß und die­ser Geschmack signa­li­siert daher ganz klar: Die­ses Lebens­mit­tel ist gesund und nahr­haft. Heu­te sam­meln wir längst kei­ne Bee­ren und Früch­te mehr im Wald und jagen unser Essen auch nicht mehr selbst, aber das gene­ti­sche Grund­pro­gramm aus der Vor­zeit hat über­lebt.

Daher ist es auch nicht ver­wun­der­lich, dass Kin­der eine gro­ße Schwä­che für Süßig­kei­ten haben. Und in Maßen ist das auch gar nicht besorg­nis­er­re­gend. Ganz im Gegen­teil: Kin­der haben noch die­ses „Bauch­ge­fühl“, das ihnen sagt, was sie in genau die­sem Moment benö­ti­gen. Und das kann im Fal­le des Fal­les auch ein­fach ein­mal das Ver­lan­gen nach etwas Hoch­ka­lo­ri­schem sein, weil genau das die gera­de benö­tig­te Ener­gie bringt. Vie­len Erwach­se­nen ist die­se Fähig­keit dage­gen längst ver­lo­ren gegan­gen.

Ernäh­rungs­exper­ten beto­nen daher, dass man Kin­dern den Zugang zu Süßem nicht kom­plett ver­weh­ren soll­te. In Maßen genie­ßen, lau­tet das Mot­to – etwa eine Kin­der­hand voll am Tag darf es durch­aus mal sein. Denn wer sei­nem Kind Süßes ver­bie­tet, soll­te sich nicht wun­dern, wenn es stän­dig danach fragt und dann viel­leicht sogar ver­sucht, heim­lich zu naschen.

Obst und Gemüse schmackhaft machen – und zur Not auch mal schummeln

Idea­ler­wei­se bie­tet man dem Nach­wuchs „gesun­de“ Süßig­kei­ten an. Dabei gibt es durch­aus Tricks, wie man auch Obst schmack­haft machen kann. Hübsch auf dem Tel­ler dra­piert oder auf Spie­ße gesteckt wer­den Apfel, Man­da­ri­ne, Trau­be, Bana­ne und Co plötz­lich unglaub­lich inter­es­sant. Das klappt auch mit Gemü­se: Es lässt sich in vie­le Gerich­te pro­blem­los „hin­ein­schum­meln“. Püriert wird es bei­spiels­wei­se zur Soße für Gnoc­chi oder Pas­ta, es passt püriert oder als Fül­lung in Hack­fleisch-Bäll­chen oder Teig­ta­schen.

Und wenn sich die Kin­der trotz­dem stand­haft wei­gern, etwas ande­res als „Nudeln mit ohne Soße“ zu essen? Dann gibt es eben Nudeln „mit ohne Soße“, am bes­ten ange­rei­chert mit einem hoch­wer­ti­gen Öl – Raps­öl oder Oli­ven­öl bei­spiels­wei­se. Denn die wich­tigs­te Regel für Eltern lau­tet auch bei der Ernäh­rung: Ent­spannt blei­ben.

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Gemü­se auf­pim­pen: Karot­ten, Zuc­chi­ni oder Pas­ti­na­ken mit dem Spar­schä­ler oder einem Spi­ral­schnei­der zu „Spa­ghet­ti“ schnei­den, kurz blan­chie­ren und unter die nor­ma­len Nudeln mischen. Geht auch püriert – idea­ler­wei­se mit Nudel­sor­ten kom­bi­nie­ren, wel­che die Sau­ce gut auf­sau­gen.

Nach Far­ben kochen: Kin­der lie­ben far­ben­fro­he Tel­ler. Grü­ne Sau­ce bei­spiels­wei­se ent­steht aus Erben oder Lauch, rot ist die klas­si­sche Toma­ten­sauce, die man even­tu­ell noch mit roten Lin­sen auf­pep­pen kann.

Gera­de Klein­kin­der ent­de­cken ihr Essen oft­mals spie­le­risch. Daher ist Fin­ger­food immer eine gute Idee. Gemü­se wie Karot­ten oder Kohl­ra­bi kann man daher auch als Roh­kost oder halb­ge­gar­te Kost anbie­ten – letz­te­res emp­fiehlt sich bei­spiels­wei­se, wenn das Klein­kind noch nicht all­zu vie­le Zäh­ne zum Kau­en im Mund hat und sich mit Roh­kost des­we­gen noch schwer tut. Auch Gemü­se- oder Fal­a­fel-Taler als fleisch­lo­se „Pflan­zerl“ sind anspre­chen­de Alter­na­ti­ven, die man in die Hand neh­men kann und die wür­zig schme­cken.

Mit­ma­chen ist ange­sagt: Den klei­nen Prin­zes­sin­nen und Prin­zen Lust aufs Essen machen, indem man sie in die Zube­rei­tung und das Kochen ein­bin­det, sie mit­hel­fen lässt und wäh­rend des Kochens pro­bie­ren lässt. Das schafft eine Ver­bin­dung zum Essen und zu den Lebens­mit­teln, die sich auch auf das Ess­ver­hal­ten posi­tiv aus­wir­ken kann.

Und vor allem: Vor­bild sein. Denn Kin­der schau­en sich ihr Ess­ver­hal­ten von den Eltern ab. Also soll­ten auch die­se aus­ge­wo­gen essen und ihren Kin­dern damit zei­gen: Das tut auch dir gut.

Und hier noch ein Lese­tipp: Es gibt eine gan­ze Rei­he sehr emp­feh­lens­wer­ter Koch­bü­cher für die Klein­kind- und Kin­der­kü­che. Sie bie­ten wun­der­ba­re Ideen und Rezep­te für jeden Tag und punk­ten oft­mals noch mit aus­führ­li­chen Infor­ma­tio­nen zu all­ge­mei­nen Ernäh­rungs­fra­gen. Aktu­ell ist im ZS Ver­lag das sehr emp­feh­lens­wer­te Buch „Yum­my – Lieb­lings­re­zep­te für die gan­ze Fami­lie“ erschie­nen. Autorin Susan­ne Klug ist selbst Mut­ter und Ernäh­rungs­wis­sen­schaft­le­rin, die abwechs­lungs­rei­chen Rezep­te und tol­len Fotos machen sofort Lust drauf los zu kochen. Bewe­gung ist das A und O. Wie ihr Bewe­gungs­man­gel und fal­sche Ernäh­rung bei Kin­dern ver­mei­det erfahrt ihr in die­sem Blog-Bei­trag.

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